Wassermassen anzupassen wird grundsätzlich nicht gelingen, weil die Wassermengen einfach zu
groß für die städtischen Strukturen sind. Aber einige Maßnahmen im Vorfeld hätten vielleicht die
Schäden glimpflicher ausfallen lassen können.
Die hohe Flächenversiegelung auch im Westen von Saarbrücken durch Gebäude, Straßen und
Plätze führt zu hohen, schnellen Regenwasserabflüssen, die von der Kanalisation nicht mehr
aufgenommen werden können. Das Wasser „bahnt“ sich dann über Straßen und Freiflächen den
Weg bis hin zur Saar, wo es die Saar auch viel zu schnell ansteigen lässt.
Dem Wasser muss zukünftig mehr Platz eingeräumt werden. In der Vergangenheit wurden viele
Häuser viel zu dicht an die Gewässer, ja sogar über die Gewässer gebaut. Diese wurden in
unterirdische Verrohrungen verbannt. Deshalb ist es geboten, jedes neue Bauvorhaben auf sein
Überflutungsrisiko hin zu überprüfen. Im Zweifel darf ein solches Gebäude nicht genehmigt
werden. Verrohrungen müssen zügig rückgängig gemacht werden, auch wenn dafür Gebäude
und Freiflächen geopfert werden müssen.
Gewässer müssen renaturiert werden, damit sie nicht auf dem geraden Weg in die Täler rauschen.
Durch Mäander (Flussschlingen) und Hindernisse muss das Wasser aufgehalten und
zurückgestaut werden, in vielen kleinen Mulden und an abgeflachten Ufern. Das setzt natürlich
eine gute Wasserqualität voraus, denn zurückgestautes Abwasser birgt gesundheitliche Gefahren
und ist schlichtweg nicht angenehm. In den verdichteten örtlichen Bereichen könnten
Teilüberflutungsbereiche geschaffen und ausgewiesen werden, um Pufferzonen zu haben, die
nach einem Regenereignis wieder leer laufen. Jedes begrünte Dach, jeder mit Pflanzen
bewachsene Vorgarten und jede Zisterne helfen, den Wasserablauf hinauszuzögern und die
Hochwasserspitze zu brechen. Entsiegeln und Begrünen sind Mittel gegen zu schnell
abfließendes Wasser und gegen zu starke Aufheizung bei Hitze.
Roland Fecht, Kandidat für den Saarbrücker Stadtrat für den Westen dazu: „In Gersweiler wird
beispielsweise seit vielen Jahren über eine Neugestaltung der Ortsmitte gesprochen. Häufig mit
der Forderung verbunden, die wenigen Bäume neben dem Rathaus zugunsten von noch mehr
Parkplätzen zu entfernen. „Die Bäume machen Dreck“, „der Platz ist ein Hundeklo“, „die
fehlenden Parkplätze kosten uns die Geschäfte“ und weitere Stimmen haben sich gegen das
einzige begrünte Plätzchen in der Ortsmitte gewandt. Doch im Gegenteil, es braucht weniger
versiegelte Parkplätze und mehr Grün in der Ortsmitte, um dem Klimawandel zu begegnen. Die
Geschäfte sterben nicht wegen mangelnder Parkplätze, sondern weil sie gegen die größere und
billigere Konkurrenz, auch aus dem Internet, keine Chance haben. Eine bessere
Aufenthaltsqualität in Gersweiler Mitte hilft gleichzeitig dem Klima und der Umwelt.“
Oder in Altenkessel die Alleestraße: Es ist die einzige Straße, die sich so nennt aber auf den
überwiegenden Abschnitten keinen einzigen Straßenbaum aufweist. Es ist an der Zeit, die nach
Süden exponierte und deshalb besonders hitzeempfindliche Alleestraße als Lebensader von
Altenkessel zukünftig als schöne Allee ansprechend zu gestalten, dadurch Hitze in der Ortsmitte
zu vermeiden und mehr Lebensqualität zu schaffen.
Oder in Burbach, wo vor einigen Jahren auf dem Parkplatz des Burbacher Marktes alle Bäume im
Rahmen einer Neugestaltung entfernt wurden. „Was für ein Frevel!“ Betont Samuel Hirtz,
Spitzenkandidat für den Bezirksrat West. „Wer hatte das zu verantworten? Zum Glück hat man in
Burbach gemerkt, dass auch mit mehr Parkplätzen, die Geschäfte nicht zu halten sind. Eine
Neugestaltung soll den Bereich um den Burbacher Markt klimaangepasster machen. Wir,
Bündnis90/Die Grünen West, werden uns jedenfalls dafür einsetzen und die Maßnahme
wohlwollend begleiten.“
Oder in Klarenthal, hier wurde vor einigen Jahren die Ortsmitte neu gestaltet und begrünt. Ein
fußläufiger breiter Zugang zur Schule wurde geschaffen, nicht asphaltiert, sondern „nur“ in
wassergebundener, also offener, versickerungsfähiger Bauweise. Aber auch hier wird gefordert,
dass die Fläche doch „anständig“ asphaltiert werden soll, damit sie besser sauber gehalten
werden kann. Nein, im Gegenteil, die Grüne Ortsmitte Klarenthal soll versickerungsfähig bleiben
und – sie verträgt noch mehr Grün.
Die Beispiele zeigen, dass einerseits das Auto nach wie vor einen viel zu hohen Stellenwert in
unseren Ortsteilen hat und andererseits, dass „Sauberkeit“ im Grund mit Pflaster oder Asphalt
gleichgesetzt wird. Auch naturnahe Flächen und Grünflächen können einen „sauberen“ Eindruck
hinterlassen, wenn sie denn richtig gepflegt werden und diese Pflege gesellschaftlich anerkannt
wird. „Politik darf sich nicht nur für bauliche Maßnahmen einsetzen, sie muss auch eine Kultur der
Wertschätzung gegenüber der Natur und ein Verständnis ihr gegenüber fördern. Nur eine
Gesellschaft, die im Klimawandel zusammenhält, wird sich ihm tatsächlich auch entgegenstellen
können.“ So die Grünen West.